Arbeitsplatzgestaltung während Covid-19

Nachdem wir uns auf ein Leben und Arbeiten mit einer immer noch andauernden Pandemie eingestellt haben, stellt sich die Frage nach dem Vermächtnis. Wird Covid-19 ein signifikantes, dauerhaftes Vermächtnis für die Gestaltung unserer Arbeitsumgebung hinterlassen oder wird es nur darum gehen, bei Bedarf erneut temporäre Maßnahmen zu ergreifen?  

 

Claudia Wald, Mori Space

Claudia Wald ist Inhaberin von Mori Space, einem führenden Bürodesign-Unternehmen mit Sitz in Stuttgart, Deutschland. Claudia Wald ist Inhaberin von Mori Space, einem designorientierten Innenarchitekturbüro mit Sitz in Stuttgart. Wir wollten von ihr wissen, wie Covid-19 die Arbeitsplatzgestaltung in Deutschland beeinflusst hat und welches ihrer Meinung nach die dauerhaften Folgen der Pandemie sein werden.

Mori Space hat sich auf Bürogestaltung spezialisiert. Das macht 80 % unserer Arbeit aus; der Rest sind Privatwohnungen und Showrooms. Vorwiegend übernehmen wir für mittelständische Unternehmen die Neu- oder Umgestaltung oder den Bau von Büroeinrichtungen. Vor kurzem haben wir ein wirklich interessantes Renovierungsprojekt im Schwarzwald abgeschlossen. Dort haben wir aus den früheren winzigen Einzelbüros eine Shared-Office-Fläche gemacht. Das Besondere an der Gestaltung war das Upcycling vorhandener Materialien. Wir haben Trennwände wiederverwendet, aufgepeppt und umgestellt und bestimmte Bereiche mit verschiedenen Bodenbelägen markiert.

Haben Kunden sich bei Ihnen zur Anpassung von Räumen für Covid-19-Maßnahmen beraten lassen?

Anfang 2020 hatten einige Kunden schon Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus ergriffen. Doch auf den Lockdown haben sie nicht mehr mit Änderungen an ihren Räumlichkeiten reagiert. Stattdessen haben sie wohl die Anzahl der präsenten Mitarbeiter reduziert und die anderen ins Homeoffice geschickt. Projekte zur Umgestaltung von Räumen wurden auf Eis gelegt, aber wir gehen fest davon aus, dass diese dann 2021 in Angriff genommen werden.

Treten Kunden an Sie heran, die sich wegen der Pandemie Sorgen machen, dass ihre Räumlichkeiten den Anforderungen langfristig nicht mehr genügen?

Ich habe den Eindruck, dass die meisten mittelständischen Unternehmen nur langsam reagieren. Man könnte sogar behaupten, dass sie nicht wahrhaben wollen, dass die Pandemie den Wandel beschleunigt hat, dass sich die Dynamik am Arbeitsplatz verändert hat, und dass sie darauf reagieren müssen. Ich glaube, dass Büroräume in Zukunft so überarbeitet und gestaltet werden, dass sie die Interaktion fördern. . Das ist aber teilweise ein völliger Widerspruch zur aktuellen Situation, die Separierung und Telearbeit als neuen Normalzustand sieht. 

Beschäftigen sich die Kunden über Folienaufkleber und Plexiglaswände hinaus mit der Anpassung ihrer Räume, oder hinterfragen sie das grundlegende Layout ihrer Flächen?

Bislang noch nicht, aber irgendwann werden sie das Arbeitsumfeld, und wie es die Unternehmenswerte repräsentiert, neu überdenken müssen. Die Covid-19-Pandemie hat die Ansprüche der Arbeitnehmer an ihren Arbeitsplatz verändert und die Unternehmen werden dem durch größere Veränderungen in der Büroumgebung Rechnung tragen müssen.

Glauben Sie denn, dass diese Reaktion auf Covid-19 nur vorübergehend ist, oder wird es die Gestaltung von Arbeitsplätzen und unsere Vorstellung von einer guten Arbeitsumgebung dauerhaft beeinflussen?

Ganz ohne Zweifel hatte Covid-19 erhebliche und nachhaltige Auswirkungen auf die Arbeitswelt. Es hat sich ja nicht nur die Arbeit verändert, sondern das ganze Leben. Ob man normalerweise im Büro arbeitet oder nicht – jedem ist bewusst, dass das Leben jetzt anders ist.  Das bekommt jedes Unternehmen weltweit zu spüren und hat mit Sicherheit Auswirkungen auf unsere Einstellung zu Büroräumen. Viele Arbeitgeber hat es wohl auch überrascht, dass ihre Mitarbeiter im Homeoffice sogar produktiver und flexibler sind. Allerdings gibt es auch erste Anzeichen dafür, dass die Isolation im Homeoffice bei vielen Stress und Ängste auslöst. Die Unternehmen erkennen, dass die Zusammenarbeit und der Austausch zwischen Kollegen genauso wichtig für das Wohlergehen der Mitarbeiter, ist wie flexible Arbeitsmöglichkeiten und Homeoffice.

Das heißt aber nicht, dass wir zu den alten Büros zurückkehren. Der Arbeitsplatz außer Haus ist auch in Zukunft relevant – er sieht nur ganz anders aus. Er ist nicht mehr nur ein Ort zur Erledigung von Aufgaben – das geht genauso gut von zuhause aus – sondern ein Ort der Begegnung. Er bietet den Raum, in dem die „digitalen Nomaden“ zusammenkommen und kooperieren, lernen und innovativ sind. Vielleicht werden wir Hybridkonzepte von Homeoffice und Büro sehen. Die Wahl richtet sich dann nach der Frage: „Welches ist der beste Ort, um die anstehende Arbeit zu erledigen?“ Arbeitnehmer und Arbeitgeber werden Wahlmöglichkeiten haben. Es wird möglich sein, Aufgaben in bestimmten Bereichen zu übernehmen oder zuzuweisen, sei es für die Arbeit im Homeoffice, in Kollaborationsbereichen oder an ruhigen Arbeitsplätzen innerhalb des Büros.

Werden wir eine stärker separierte und individualisierte Raumgestaltung sehen? Zum Beispiel eine Rückkehr zu kleineren Teambüros oder sogar zu individuellen Arbeitsbereichen und einer stärkeren physischen Abtrennung innerhalb desselben Raums?

Die Pandemie lehrt uns, dass Isolation und Einsamkeit auf Dauer nicht förderlich für das Wohlbefinden oder die Produktivität sind. Deshalb glaube ich nicht an eine Rückkehr zur klaren Abtrennung oder gar einer kleinräumigen Aufteilung. Wir werden eher Hybridlösungen sehen, bei denen das Zuhause ein erweitertes Büro ist und umgekehrt.

Wie wichtig wird die Materialauswahl sein? Erwarten Sie eine neue Welle von antibakteriellen Ausrüstungen oder muss man einfach nur sicherstellen, dass Desinfektion leicht zugänglich ist?

Materialien mit einer hygienischen Oberfläche werden an Bedeutung gewinnen, sollten aber nicht „klinisch“ anmuten. Sie sollen vielmehr Natürlichkeit ausstrahlen, und ihre Nachhaltigkeit, zum Beispiel der Recyclinganteil, wird auch eine Rolle spielen.

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